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 Aus dem Remscheider General-Anzeiger, 19.02.2013

 

Chor "Masel Tov" entführte das Publikum in jiddische "Tschetle"

Von Claudia Radzwill

 

Foto: Roland Keusch

 

Seit der Chor "Masel Tov" vor 15 Jahren gegründet wurde, wächst er stetig.
Heute zählt die Gemeinschaft rund 35 Sänger und Sängerinnen - die am Sonntag auf Einladung der evangelischlutherischen Gemeinde zu Gast im Wartburghaus waren. Hier begeisterte die Gemeinschaft nach 2007 zum zweiten Mal einen fast voll besetzten Saal.

Der Chor der Jüdischen Kulturgemeinde Wuppertal, die meisten Mitglieder sind jüdischen Glaubens, aber auch Christen sind darunter, pflegt das traditionelle jüdische Liedgut. Volkslieder, Liturgie und vertonte Gedichte haben die begeisterten Sänger unter dem Dirigat von Rachel Verenina im Repertoire. Gesungen wird in jiddisch und hebräisch.

Zu ihrem Gastspiel in der Bergstadt war dieses Mal allerdings ausschließlich beschwingte Musik zu hören. Der Grund: "Wir feiern am kommenden Sonntag das Fest Purim. Da wird gelacht, getanzt und auch was getrunken", erklärte Sprecherin Ruth Yael Tutzinger schmunzelnd. Eine Tradition, der man besonders in den jüdischen "Tschetlen" (dt.: Stadtteil, Dorf) seit Generationen frönt. Das heitere Lebensgefühl des Festes wolle man heute im Konzert Ausdruck verleihen. Was sich auch in der bunten Kleidung widerspiegelte, die die Mitglieder statt der traditionellen Chorkleidung am Liedernachmittag trugen.

Und so erfüllten beschwingte, fröhliche Klänge das Wartburghaus. Die Zuhörer wurden in die Welt der jiddischen Musik mitgenommen, die Texte ließen schmunzeln, nachdenken. Die Freude am Gesang sprang auf das Publikum über, da wippte der Fuß mit, da wurde der Rhythmus mitgeklatscht.

Zum Teil bekannte Melodien mit neuen Texten

"Jedes Stück ist ein Unikat", so Ruth Yael Tutzinger. "Auch wenn es sich bekannt anhört." Denn Dirigentin Verenina selbst arrangiert jedes Stück, lässt ihre eigenen Akzente stets mit einfließen. So erkannte die Besucher zwar bei "Boropark" die Melodie des Sintra-Songs "New York, New York", doch der eigene Text über das Leben jüdischer Auswanderer in "Big Apple" verlieh der Darbietung erst den ganz besonderen Charme. Weitere Highlights waren "Baj mir bistu scheijn" und "Grine Kusine" sowie auch das "Tum balalaijka", bei dem der Chor in der letzten Strophe in die hebräische Sprache wechselte.

"Masl" (dt.: Glück) wünschte am Nachmittag das Trio "Ma´ajam". Dahinter verbargen sich zwei Solistinnen des Chores, die zusammen mit Rachel Verenina am Klavier auftraten - und eine grandiose Gesangsdarbietung hinlegten. Später trat noch das Ensemble "Hava Naschira" (dt.:Lasst uns singen) auf - die Mitglieder sind auch ein Teil des Chores.

Am Ende gab´s frenetischen Applaus und "Bravo"-Rufe aus dem Publikum. "Masel Tov" dankte mit einer Zugabe - Sängerinnen und Sänger wünschten das "Shalom alechem".


Jüdischer Chor Masel Tov